«Wir haben in der Schweiz ein riesiges Potential» - Interview mit SES Projektleiter Gian-Luca Hurni

vor 2 Jahren von Traildevil
In Leukerbad findet das erste von sechs Rennen der Swiss Enduro Series SES statt. Zum Saisonauftakt hat Traildevils mit dem Projektleiter SES, Gian-Luca Hurni, über seine Erwartungen und Zielsetzungen gesprochen.





Die Swiss Enduro Series SES startet in Leukerbad - wie ist der allgemeine Buchungsstand?
 

Wir konnten auf dieses Jahr bei jedem Kurs die Anzahl der Startplätze erhöhen. Gegenüber 2021 sind es im Schnitt rund ein Drittel mehr. Leukerbad ist das kleinste Rennen mit 330 Startplätzen. Wir sind bei allen Rennen mehr oder weniger ausverkauft – nach zwei Tagen waren 97 Prozent der Startplätze vergeben. 
 


Wie erklärt sich das?
 

Die Teilnahme an Enduro-Rennen liegt im Trend, weil man auch als Hobby-Rennfahrer seinen Spass haben kann. Man kommt in eine Destination, kann die besten Trails fahren, die zudem in perfektem Zustand sind. Quasi ein Sorglos-Paket für attraktive 99 Franken, inklusive zwei Tageskarten und hier in Leukerbad noch zusätzlich die Möglichkeit, die Therme zu besuchen. 
 


Ist das der einzige Grund?
 

Es kommt sicher dazu, dass es in Europa keine Rennserie gibt, die ähnlich professionell organisiert ist. Ausserdem ist das Teilnehmerfeld sehr breit – von der Kategorie U15 bis Masters. Das entspricht auch einem unserer Ziele – die Förderung des Sports. Dafür haben wir einige Regelanpassungen vorgenommen. Bis in zehn Jahren wollen wir die Disziplin Enduro zusammen mit Swiss Cycling auf ein neues Niveau bringen, sodass Schweizer Athletinnen und Athleten auch international vorne mitmischen können. 
 


Was braucht es dafür?
 

Es braucht Rennen auf verschiedenen Stufen. Zuoberst steht die UCI Mountain Bike World Series, auf nationaler Ebene dann die Swiss Enduro Series. Was jetzt noch fehlt sind weitere Renn-Events auf regionaler Ebene. Es braucht eine breite Basis, um in der Spitze Erfolg zu haben. Wir haben in der Schweiz ein riesiges Potenzial, das wir aktuell noch nicht genügend ausschöpfen. Zum Beispiel durch all die Mountainbikerinnen und Mountainbiker, die vom Crosscountry-Rennsport kommen und die Disziplin wechseln möchten. Ein Beispiel dafür ist Lisa Baumann, die im ersten Jahr gleich den Schweizermeister-Titel in der Disziplin Enduro geholt hat. 
 


Die SES als Sprungbrett für mehr?
 

Ziel ist es, die Athleten möglichst früh abzuholen und sie zu fördern. Wir sehen, dass die Rennfahrer, die in der Schweiz dominieren, international bestenfalls in die Top 20 fahren. Das Niveau muss nach oben gebracht werden. Der schnellste U21 Fahrer wäre bei der Elite im sechsten Rang. Das ist auch der internationale Trend – wenn junge Athleten zur Elite-Kategorie übertreten, sind sie extrem schnell. Bestes Beispiel hierfür sind im Downhill-Sport Robert Jordan Williams oder Jackson Goldstone, die ganz vorne mitmischen. 


Welchen Einfluss hat der Aspekt der Athletenförderung auf die Streckenwahl?
 

Die Schwierigkeit für mich als Projektleiter SES ist der Spagat, einerseits den Endurosport in der Breite zu fördern und gleichzeitig schwierige Strecken zu wählen, die möglichst nahe an UCI Mountain Bike World Series Strecken sind. 
 


Welches sind die bedeutendsten Änderungen im Rennreglement auf dieses Jahr?
 

In der U21-Kategorie werden dieselben Regeln wie bei der Elite-Kategorie angewendet. Grundsätzlich steht aber die Kontinuität im Fokus. Wir versuchen noch etwas mehr «Festival-Vibes» zu erzeugen, aber dafür braucht es auch die Unterstützung der jeweiligen Austragungsorte. 
 


2025 werden in der Schweiz Weltmeisterschaften in allen Disziplinen durchgeführt. Beeinflusst das Eure Arbeit?
 

In Leukerbad werden an den Weltmeisterschaften die Enduro-Rennen ausgetragen. Die Destination ist deshalb schon heute extrem motiviert. Allgemein ist es aber so, dass die Organisation eines Rennens in der Schweiz immer schwieriger wird, weil die behördlichen Auflagen steigen. Auf unsere Arbeit hat die Weltmeisterschaft keinen grossen Einfluss. Wir hoffen aber, dass der Anlass dem Enduro-Sport einen Schub verleiht. Das grösste Problem ist aktuell die fehlende TV-Übertragung. Enduro ist nach wie vor sehr Rider fokussiert. 
 


Also wie in den Anfängen des Mountainbike-Sports?
 

Es geht in der Disziplin Enduro um Spass und coole Trails. Den Abenteuer-Charakter haben die Rennen über die Jahre etwas verloren. Wir haben heute klare Reglemente und auch die Anforderungen an Logistik und Sicherheit sind stetig gestiegen. Das sieht man nur schon daran, dass es heute pro zehn Startende einen Marshall braucht. Wir brauchen also pro Anlass mindestens 40 Helfende. 
 


Wir stehen am Anfang der Saison – mit welchen Erwartungen und Wünschen startest du?
 

Für die SES wünsche ich mir mehr Elite-Fahrer. Und natürlich, dass es im Rahmen der Rennen keine schweren Verletzungen gibt. Für den Enduro-Sport im allgemeinen wünsche ich mir mehr Frauen. 


Wofür bist du dankbar?
 

Für die treuen Industrie-Partner, die die SES erst möglich machen. Und für all die freiwilligen Helfenden, ohne die ein Anlass dieser Dimension nicht durchführbar ist. In Zeiten, in denen ehrenamtliche Tätigkeiten ständig abnehmen ist das keine Selbstverständlichkeit.   Kommentare

Traildevil

vor 2 Jahren 6/18/2023

Tags — leukerbad ses

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Dominik Bosshard