WHAT THE HELL: Eremit, feier dich!
vor 3 Jahren von Traildevil
«What the Hell!» heisst unser Blog,
in dem wir uns mit aktuellen Mountainbike-Themen auseinandersetzen: von
Techtalk und Sport, über Lifestyle und Szene-Gossip bis hin zu Bike-politischen
Themen. Diese Woche geht’s um die widersprüchlichen Charaktereigenschaften, die
wir Biker in uns tragen: Eremiten vs. dem Crowd-Biker – eine
pseudopsychologische Charakterstudie.![]()

Wir Mountainbiker sind Meister der Inszenierung. Denn sind wir ehrlich: Nicht jeder hat die Skills eines Brandon Semenuk – aber wenn es zumindest ein ganz kleines bisschen danach aussehen würde… Technik sei Dank ist das durch die Foto-Skills unserer Bike-Buddys, der GoPro 9 Pro Black-Edition am Ninja-Mount oder dem Smartphone mit 4K-Funktion auch gar kein Problem: So lässt sich selbst der holperigste Hinterradversetzer in ein sportliches Manöver verwandeln und der kleine Hopser wird schnell zu einem schwerkraftüberlistenden Luftstand.
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Einsam über dem Fjord. Ja, sieht richtig cool aus, für das Foto mussten sich die anderen zehn Kollegen in den Blaubeersträuchern verstecken.
Noch öfters zu beobachten: Egal auf welchem Gipfel wir uns rumtreiben – auf Instagram generieren wir uns als einsame Eremiten. Den Blick in die Weite gerichtet, den Sonnenauf- oder -untergang fest im Blick, den selbstaufgebrühten Kaffee in der Emailtasse in der Hand. Die Botschaft: Wer es ganz allein bis hierhergeschafft hat, der hat diese epische Szenerie für sich allein. Dass an einem beliebten Gipfel-Hotspot, wie dem Piz Umbrail, noch einmal 50 weitere «lonley rider» die gleiche Idee hatten – geschenkt. Unsere inszenierte Individualität wird im Netz neidvoll geliked, ist aber auch ganz schön verlogen.
Community statt Einzelgänger
Denn eigentlich ist der Homus Mountainbikus ja gar kein Einzelgänger. Gerade erst selbst erlebt beim DH-Weltcup in Lenzerheide: Einige tausend Menschen entlang der Strecke und im Zielbereich. Die Motorsägen knattern, die Crowd jubelt und feiert die Fahrer – und sich selbst. Nach einem Jahr Covid-Zwangspause empfand ich dieses Wochenende unter Gleichgesinnten als unglaubliches Erlebnis – obwohl ich keine Sekunde selbst auf dem Bike gesessen bin. Klar, Sport machen ist besser als Sport schauen. Um was es aber eigentlich geht: Eine Community definiert sich nie über Individualisten, sondern über die Gemeinschaft. Und auch der einsamste Sonnenaufgang-am-Gipfel-Kaffeeaufbrüher macht es schlussendlich nicht nur für sich, sondern um es in die Welt mit einem #lonleysummit #mtblife hinauszuposten.
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Weltcup Lenzerheide 2021: The Party ist back – zum Glück! Foto: Thomas Werz
Endlich heulen die Motorsägen wieder
Geben wir doch zu, dass wir unsere Artgenossen (ok, ausser die E-Biker) ganz gernhaben, dass wir es geil finden, wenn die Motorsägen heulen, die Kuhglocken läuten und die Fans ausrasten. Dass es cool ist, wenn man mit einer grösseren Gruppe unterwegs ist und nicht nur sich und das Bike, sondern die Community feiern. Und, dass wir uns, obwohl alle ganz unerschrocken individuell unterwegs, natürlich auf Events wie den Weltcup oder die Bikedays in Solothurn freuen. Weil wir dann endlich mit einem Bier in der Hand unsere einsamen Erlebnisse mit anderen teilen können. Weil, den Gipfel juckt es ja nicht, dass wir oben waren – die Kollegen aber schon. Cheers!
Thomas Werz
Chefredakteur des BORN Mountainbike Magazins. Kennt berufsbedingt zig Gipfel bei Sonnenaufgang. Spoiler: Meist gibt es keinen Kaffee. Allein ist langweilig, daher freut er sich, mit Kollegen diese Erlebnisse zu teilen. Kommentare

Wir Mountainbiker sind Meister der Inszenierung. Denn sind wir ehrlich: Nicht jeder hat die Skills eines Brandon Semenuk – aber wenn es zumindest ein ganz kleines bisschen danach aussehen würde… Technik sei Dank ist das durch die Foto-Skills unserer Bike-Buddys, der GoPro 9 Pro Black-Edition am Ninja-Mount oder dem Smartphone mit 4K-Funktion auch gar kein Problem: So lässt sich selbst der holperigste Hinterradversetzer in ein sportliches Manöver verwandeln und der kleine Hopser wird schnell zu einem schwerkraftüberlistenden Luftstand.

Einsam über dem Fjord. Ja, sieht richtig cool aus, für das Foto mussten sich die anderen zehn Kollegen in den Blaubeersträuchern verstecken.
Noch öfters zu beobachten: Egal auf welchem Gipfel wir uns rumtreiben – auf Instagram generieren wir uns als einsame Eremiten. Den Blick in die Weite gerichtet, den Sonnenauf- oder -untergang fest im Blick, den selbstaufgebrühten Kaffee in der Emailtasse in der Hand. Die Botschaft: Wer es ganz allein bis hierhergeschafft hat, der hat diese epische Szenerie für sich allein. Dass an einem beliebten Gipfel-Hotspot, wie dem Piz Umbrail, noch einmal 50 weitere «lonley rider» die gleiche Idee hatten – geschenkt. Unsere inszenierte Individualität wird im Netz neidvoll geliked, ist aber auch ganz schön verlogen.
Community statt Einzelgänger
Denn eigentlich ist der Homus Mountainbikus ja gar kein Einzelgänger. Gerade erst selbst erlebt beim DH-Weltcup in Lenzerheide: Einige tausend Menschen entlang der Strecke und im Zielbereich. Die Motorsägen knattern, die Crowd jubelt und feiert die Fahrer – und sich selbst. Nach einem Jahr Covid-Zwangspause empfand ich dieses Wochenende unter Gleichgesinnten als unglaubliches Erlebnis – obwohl ich keine Sekunde selbst auf dem Bike gesessen bin. Klar, Sport machen ist besser als Sport schauen. Um was es aber eigentlich geht: Eine Community definiert sich nie über Individualisten, sondern über die Gemeinschaft. Und auch der einsamste Sonnenaufgang-am-Gipfel-Kaffeeaufbrüher macht es schlussendlich nicht nur für sich, sondern um es in die Welt mit einem #lonleysummit #mtblife hinauszuposten.

Weltcup Lenzerheide 2021: The Party ist back – zum Glück! Foto: Thomas Werz
Endlich heulen die Motorsägen wieder
Geben wir doch zu, dass wir unsere Artgenossen (ok, ausser die E-Biker) ganz gernhaben, dass wir es geil finden, wenn die Motorsägen heulen, die Kuhglocken läuten und die Fans ausrasten. Dass es cool ist, wenn man mit einer grösseren Gruppe unterwegs ist und nicht nur sich und das Bike, sondern die Community feiern. Und, dass wir uns, obwohl alle ganz unerschrocken individuell unterwegs, natürlich auf Events wie den Weltcup oder die Bikedays in Solothurn freuen. Weil wir dann endlich mit einem Bier in der Hand unsere einsamen Erlebnisse mit anderen teilen können. Weil, den Gipfel juckt es ja nicht, dass wir oben waren – die Kollegen aber schon. Cheers!
Thomas Werz
Chefredakteur des BORN Mountainbike Magazins. Kennt berufsbedingt zig Gipfel bei Sonnenaufgang. Spoiler: Meist gibt es keinen Kaffee. Allein ist langweilig, daher freut er sich, mit Kollegen diese Erlebnisse zu teilen. Kommentare