Dolomiti Paganella: Spot-Check zum Bike-Opening

letztes Jahr von Traildevil


Nein, ein «Geheimtipp» ist die Paganella keiner mehr. Enduristas der härteren Gangart haben den Hausberg von Trento längst als äusserst anspruchsvolles Trailrevier auf dem Zettel. Doch das ist inzwischen nur mehr die halbe Wahrheit …


So langsam wird die Fahrt mit diesem Oldtimer von einem Sessellift zu einer lieb gewonnenen Routine. Während linkerhand die Tiefblicke auf den Lago di Molveno verschwinden, schieben sich voraus Felszacken über den grasbewachsenen Hügel. Die mausern sich, während die antiquierte Aufstiegshilfe ihrem Ziel entgegenzuckelt, zu einem beeindruckenden Gemäuer: Willkommen in den Brenta-Dolomiten! Hier, im Herzen des Naturparks der Brenta-Dolomiten und unweit der Provinzhauptstadt Trento, scheinen das Panorama und eben jener Sessellift die einzigen Konstanten zu sein. Alles andere ist konstante Evolution. Seit dem «Kickoff» vor rund acht Jahren hat sich die «Dolomiti Paganella Bike Area» zu einem Mountainbike-Spot von überregionalem Rang entwickelt.  



Mit Masterplan zum Trail-Hotspot

Was genau diesen «Kickoff» verursachte, lässt sich gar nicht so leicht bestimmen. War es das 2015er Gastspiel der European Enduro Series, als erstes Bike-Event von internationalem Rang? Oder hatte es eher mit dem mehr oder weniger zeitgleichen Führungswechsel im lokalen Tourismusmanagement zu tun? Dass mit Luca d’Angelo ein angefressener Mountainbiker zum Tourismusdirektor gekürt wurde, hat der Feriendestination in gut 30 Kilometern Luftlinie zum Gardasee sicher nicht geschadet. In jedem Falle hatte das zitierte Enduro-Rennen 2015, zumindest in der Anfangszeit, die Aussenwahrnehmung der «Dolomiti Paganella Bike Area» deutlich mitgeprägt. Schon in der Woche vor dem Rennen hatte es regelmässig Hunde und Katzen gehagelt. Und auch während des Rennens waren die Bedingungen – gelinde gesagt – subideal. Die Racer waren davon durchaus angetan. Bei solchen Bedingungen bringt kein noch so gutes Material allein mehr spürbare Vorteile – gute Zeiten fährt da nur, wer ausgefeilte Fahrfähigkeiten auf die Felgen ziehen kann.  



Für «Bike Normalos» wohnte einem Besuch an der Paganella, so wie sie sich im «Urzustand» präsentierte, lange Zeit ein Hauch von Vabanque-Spiel inne. Die Chancen, die Naturtrails vor Ort in staubtrockenem Zustand zu erwischen, standen und stehen durchaus gut. Wer allerdings den kürzeren Strohhalm zieht, und etwa eine jener nicht seltenen, frühsommerlichen Hitzegewitter-Perioden erwischt, der lernt die Paganella gern einmal von ihrer «Mr. Hyde»-Seite kennen. Da verwandelt sich etwa ein «Ribs-Trail», der die Verbindung vom Fai-Bikepark nach Andalo herstellt, von «ohnehin schon nicht banal» in eine Art Mountainbike-Version von Paris-Roubaix – nur halt mit 40 Prozent Gefälle. Da fragt man sich schon einmal im Finale des «Secret Trail», ob man eher auf dem Bike oder aber selbiges stossend mehr Kopf und Kragen riskiert.  



Ausbau statt Umbau

Die Lösung für dieses Dilemma ist offensichtlich, zusätzlich zu dem bereits bestehenden Trailnetz weitere Pisten zu bauen. Pisten, auf denen dann eben auch «Normalsterbliche» ihr Heil finden können. Die aber auch Naturtrail-Addicts ohne Hang überirdisches Fahrkönnen lange genug bei Laune halten, bis sich die Folgen der letzten Regenfälle in Wohlgefallen aufgelöst haben. Eben jene Strategie verfolgt man in der «Dolomiti Paganella Bike Area» seit gut sechs Jahren – und zwar mit einem Nachdruck, der bemerkenswerte Früchte wachsen liess. Der «Big Hero»-Trail zählt etwa in diese Kategorie. An dessen «Paganella Signature Anlieger» kann man sich gar nicht dumm genug anstellen, um ohne spektakulären Instagram-Shot in den Wald zu rollen. Oder der «Peter Pan»-Trail drüben in der «Fai Zone», dem Bikepark am Passo Santel. Mit über drei Kilometern Länge und gut 400 Metern Höhenverlust war er der erste, konsequent nach den IMBA-Guidelines gebaute Flowtrail an der Paganella. Was da auf Trailforks das Label «most awesome Flowtrail» verpasst bekam, verleitet selbst eingefleischte Alpin-Rider dermassen zum Spielen, dass sie ums Verrecken nicht erwachsen werden wollen.



Doch damit nicht genug: Die Kombination aus «Hustle and Flow» und «Willy Wonka» ist auf dem Papier sieben Kilometer lang. In der Realität entpuppt sie sich als nicht enden wollendes Kurvenfest, das die Detailverliebtheit der Trailbuilder offenbart. Das wird vor allem bei «Willy Wonka» überdeutlich: An dessen «360-Grad-Signature-Northshore» inmitten einer engen Schlucht zeigt sich das Konzept «Flowtrail» von seiner Schokoladenseite. Chapeau vor Streckenchef Ezio Cattani und dessen «Trail Zone» Trailbuilder-Crew!  



Ein gelungener Bike-Tag lebt aber auch von Kontrasten. Ein Run völlig anderen Charakters führt «on Top» auf den Gipfel der Cima Paganella. Dort weitet sich das Breitwand-Kino auf 360 Grad. Während gegenüber die Felstürme der Brenta-Dolomiten «Klettertour!» schreien, schimmern knapp 2000 Höhenmeter weiter unten die Strassen von Trento. Blickfang ist aber vor allem der Gardasee. Rund 30 Kilometer entfernt, am Ausgang des Sarca-Tals, schillert des Outdoorsportlers liebster Teutonengrill wie ein lupenreiner Topas. Nach dem in Summe tiefschwarzen Run über «Giada Line», «Bus del Giaz» und «Ribs Trail» ist man leicht einmal einen Saisonvorrat an Tubeless-Salamis los. Aber neben einem erhöhten Endorphinpegel bringt ein solcher Run aber auch eine Erkenntnis: Das Bike-Opening Ende Mai ist ein absoluter Pflichttermin – wieder einmal!

Wo? Was? Wann? Hier: https://www.dolomitipaganellabike.com/de Kommentare

Traildevil

letztes Jahr 4/14/2023

Featured

Letzte Beiträge von Traildevil

mal angesehen.
Hansueli Spitznagel