WHAT THE HELL – Mehr R. E. S. P. E. C. T. bitte!

vor 3 Jahren von Traildevil




«What the Hell!» So heisst unser neues Blog-Format, in dem wir uns regelmässig mit aktuellen Mountainbike-Themen auseinandersetzen – von Techtalk und Sport, über Lifestyle und Szene-Gossip bis zu Bike-politischen Themen. Und natürlich auch allem anderen, was für die traildevils-Community relevant ist. «What the Hell!», wir freuen uns auf angeregte Diskussionen; kontrovers, aber fair. Welche Themen treiben euch um, was brennt schon lange unter den Nägeln? Wir freuen uns auf Euren Input per Mail an redaktion@traildevils.ch.


R. E. S. P. E. C. T.

Manchmal frage ich mich, ob beim Mountainbiken der Dienstleistungsgedanke überhandgenommen hat. Jeder erwartet, als erster an die Reihe zu kommen. Bedient zu werden. «Me first!». Manchmal auch ohne Gegenleistung. Gehört ja zum Service.

Was ich meine?  Die Erwartungen an den Zustand der Trails hoch sind, aber gleichzeitig wird überall gecuttet, gedriftet und in letzter Sekunde vor dem Trailbuilder in die Bremsen gestiegen, um ihn dann auch noch anzugehen, weil er im Weg stehe. Als sei es eine Zumutung, dass er sich auf der Strecke befinde. Klar, was macht der Typ auch da, mitten am Tag? Soll er doch bei Dunkelheit oder Regen arbeiten, wenn niemand unterwegs ist, der einfach nur Bock auf Ballern hat. Warnschild und Flatterband werden da auch mal schnell ignoriert. Strava läuft schliesslich mit und Freundlichkeiten arbeiten gegen die Zeit. So geschehen auf öffentlich und kostenfrei zugänglichen Trails.



«Bitte, respektiert unsere Arbeit!»
Das wünschen sich auch die Trailbuilder des Vereins Züritrails (https://www.zueritrails.ch). Hier wurden angebrachte Absperrungen nicht nur ignoriert, sondern auch zerstört. Foto: Tobias Maurer

In der Forstwirtschaft zitiert man ja gerne das Schlachthausparadoxon: Holz wird positiv bewertet, die Forstwirtschaft, die es erzeugt, jedoch negativ. Analog zum Genuss des saftigen Steaks, bei dem das Schlachten ausgeblendet wird. Handelt es sich also um ein grundsätzliches gesellschaftliches Phänomen, einen Trend zum Egoismus? Oder verlieren wir schlichtweg den Bezug zur Basis, zu Dreck und Schweiss, der in den Trails steckt wie der Kabeljau im Fischstäbchen?

Vielleicht ist die Ursachenforschung aber auch nicht so wichtig wie die Frage, wie wir Mountainbiker mit dem Phänomen umgehen. In einer in rasantem Tempo wachsenden Community ist eins wichtiger denn je: Austausch und Respekt. Wir sind viel anonymer unterwegs als noch vor einigen Jahren, als wir jede und jeden auf den Trails persönlich kannten und die wichtigsten Themen immer direkt beim Biken oder im Anschluss beim Bier oder einem anderen Getränk besprachen. Sicher, die Pandemie hat die Gemeinschaft zusätzlich sabotiert, uns zu Individualsportlern erzogen. Zeit, das wieder zu ändern!

Mountainbiken ist schon lange keine Randsportart mehr

Ganz klar, wo früher nur eine Handvoll Leute schaufelten und shapeten, um anschliessend den eigenen, womöglich noch illegalen Trail zu fahren, reisen heute oft zig Biker von weither an, um die Früchte der Arbeit zu konsumieren. Das ist aber nicht das Problem, wie leider des Öfteren behauptet wird. Im Gegenteil: Es spiegelt eine positive Entwicklung wider. Mountainbiken ist schon lange keine Randsportart mehr, Mountainbike-Tourismus die logische Konsequenz. Und teilweise ist der Wunsch nach guten, legalen Trails, nach Erlebnis, nach Abwechslung eben auch eine Folge des noch immer herrschenden Mangels an geeigneter Infrastruktur in anderen Destinationen.

Womit wir wieder beim Kern der Sache wären: hervorragende Trails sind keine Selbstverständlichkeit. Und ich verzichte auf dieser Stelle auf ein «leider». Denn selbst wenn ich mir wünsche, dass es überall hervorragende Trails gibt, dass ein guter, nachhaltiger Trail zum Standard wird, steckt auch in diesem Standard viel Arbeit – die der Initiatoren, der Planer, der Trailbauer, die derjenigen, die sie zum Standard werden liessen. Wie viel genau, erfahren wir, wenn wir uns einlassen, reden, zuhören, mitmachen und vor allem das, was uns alle verbindet, wieder in den Mittelpunkt rücken: die Leidenschaft fürs Biken. Und ja, dass ein Trail auch eine Art Dienstleistung darstellt, ist Teil der Entwicklung des Sports. Aber meiner Meinung kostet die zumindest einen Preis, und der ist Respekt. Ziemlich preiswert, würde ich sagen.

Mirjam Milad



Mirjam Milad, Jahrgang 1982, freie Redakteurin, schreibt seit vielen Jahren für unterschiedliche Mountainbike-Medien in Deutschland und der Schweiz. Seit 2020 ist sie auch Geschäftsführerin des Mountainbikevereins in Freiburg i. Br. Kommentare

Traildevil

vor 3 Jahren 5/28/2021

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Hansueli Spitznagel