WHAT THE HELL: Liebe Destinationen, gebt uns das richtige Angebot!
vor 3 Jahren von Traildevil

«What the Hell!» So heisst unser Blog-Format, in dem wir uns mit aktuellen Mountainbike-Themen auseinandersetzen – von Techtalk und Sport, über Lifestyle und Szene-Gossip bis zu Bike-politischen Themen. Diese Woche geht’s um das richtige Angebot. Analog zum Winter überbieten sich manche Destinationen derzeit mit immer neuen und noch längeren Flowtrails, die von klein bis schnell irgendwie für alle Biker passen sollen. Aber passt das zu unseren Bedürfnissen?
«What the Hell!», welche Angebote vermisst ihr? Wir freuen uns auf eine angeregte Diskussion. Ihr habt Themen für uns: Dann nichts wie her damit unter redaktion@traildevils.ch
Liebe Destinationen, gebt uns das richtige Angebot…
Spätestens seit der Veröffentlichung der aktuellen Verkaufszahlen für Mountainbikes steht fest: Das Coronavirus hat es geschafft, das Velo können selbst die grössten Fahrrad-Skeptiker nicht mehr ignorieren. Dieser Trend war absehbar, aber so ein bisschen Rückenwind seitens der Pandemie hat das Rad noch einmal schneller zum Drehen gebracht. Doch dieser Höhenflug hat auch eine Schattenseite. Wie heisst es so schön? «Every magic comes with a price!»
Destinationen verschenken ihr Potenzial
Die steigende Zahl an Bikern intensiviert das vorherrschende Problem. Das Stichwort lautet: Angebot beziehungsweise kein Angebot! Mit Recht warnen nicht nur grosse Hersteller vor einem Mangel an passender Infrastruktur. Die Konsequenz: Die Biker sind da – und sie stürzen sich mehr oder weniger unkontrolliert auf die wenigen guten Angebote. Das Ergebnis wurde 2020 immer deutlicher sichtbar. Unmut und Konflikte zwischen den verschiedenen Nutzergruppen oder auch unter den Bikern machen sich breit. Es steckt viel Potenzial im Mountainbike-Tourismus. Aber dazu braucht es Angebote und hier verschenken noch zu viele Destinationen ihr Potenzial. Doch was braucht eine «Top-Destination», auf was kommt es an?

New Trails, new Smiles?! Wichtig ist, dass die Destinationen Angebote schaffen, die den Bedürfnissen ihrer Kunden gerecht werden. Denn der so oft beschriebene Flow finden nicht alle Biker auf dem Flowtrail. (Foto: Allegra Tourismus)
Progression sorgt für den Flow
Es benötigt ein Angebot, das zur Destination passt. Einige Regionen in Europa haben in Sachen Bike-Tourismus schon ordentlich vorgelegt. Aber das Angebot muss der Diversität und den Bedürfnissen gerecht werden. Liebe Destinationen, hört bitte damit auf, irgendwelche Flowtrails zu bauen, die dann irgendwie jedem gerecht werden sollen! Es braucht Angebote mit Progression. Denn nur die Verbesserung der eigenen Fähigkeiten schafft Erfolgserlebnisse, und diesem positiven Gefühl kann man nur schwer widerstehen. Schafft ein Streckenangebot, bei dem eine schrittweise Steigerung möglich ist. Auf diese Weise hält man uns Biker bei der Stange. Was ich am Mountainbiken liebe? Wenn ich in diesen so oft zitierten «Flow-Zustand» komme. Ich vergesse alles um mich herum, bin im Hier und Jetzt – konzentriert, fokussiert – und fühle mich lebendig. Ein Trail muss für mich daher abwechslungsreich und kreativ gebaut sein und eine aufregende Linienwahl haben. Erst dies erschafft ein wirkliches Fahr-Erlebnis, bei dem ich das Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht bekomme. Wenn ihr es schafft, uns dieses Gefühl zu geben, dann kommen wir auch immer wieder in eure Destination.
Akzeptanz und Wertschätzung
Aber vielleicht noch wichtiger als die Infrastruktur ist die Akzeptanz: Als Mountainbikerin vermisse ich noch zu oft das Gefühl von Wertschätzung und Zugehörigkeit. Ich möchte mich nicht für meine Existenz am Berg entschuldigen müssen, sondern, wie Bergsteiger oder Wanderer auch, als akzeptierte Nutzerin willkommen sein. Der Schlüssel hierzu lautet: Aufklärung und Kommunikation! Verständnis entschärft Konflikte. Nur die Nutzergruppen zu entflechten, fördert weder die Harmonie noch löst es die eigentliche Problematik. Graubünden zeigt mit der «Fair Trail»-Kampagne erfolgreich, wie ein toleranter Umgang am Berg funktionieren kann. Diesen Frieden spürt man auch. Die Moral aus der Geschichte? Mountainbike-Tourismus kann man einfach probieren? Falsch! Einfach mal probieren ist nicht. Entweder man macht es richtig oder man lässt es lieber bleiben.
Lilaw Kawani

Lilaw Kawani kümmert sich bei Allegra Tourismus um die Kommunikation. Auf dem Bike schätzt sie die Abwechslung – am liebsten auf Naturtrails. Diese sollen abwechslungsreich, aber nicht zwingend schwierig sein. Ausschliesslich Flowtrails sorgen bei Lilaw nicht für Flow.
Der aktuelle Beitrag erschien in der Ausgabe 21-1 des BORN Mountainbike Magazin. Kommentare