UCI Mountainbike WM in Lenzerheide: Erstes Cross-Country Gold seit 17 Jahren für die USA, Schurter verteidigt Titel vor heimischer Kulisse
vor 6 Jahren von Traildevil
Am
vierten Tag der 2018 Mountain Bike World Championships presented by
Mercedes-Benz standen in Lenzerheide die Elite Männer und Frauen des
Cross-Country im Rampenlicht. Nachdem am Vortag die Berge in Graubünden
eher düster und wolkenverhangen waren, schien heute die Sonne auf das
Paparner Rothorn und bot bestes Wetter für Zuschauer und Athleten.
24.000 Zuschauer pilgerten ans Ufer des malerischen Heidsees und eine
Vielzahl hofften auf zwei weitere Weltmeistertitel für die Schweiz. Am
Ende des Tages sollte die Rechnung nicht ganz aufgehen. Bei den Frauen
sorgte nach einer starken Schlussrunde Kate Courtney für die erste
Amerikanische XCO Goldmedaille seit 2001, Jolanda Neff musste sich bei
ihrer Heim-WM hingegen mit dem undankbaren vierten Platz begnügen. Bei
den Männern holte Nino Schurter nach einem großartigen Zweikampf mit
Gerhard Kerschbaumer (ITA) seinen siebten XCO Weltmeisterschaftstitel
bei der Elite.
Annika Langvad zündet zu Beginn, Kate Courtney setzt den Schlusspunkt
Für den Gastgeber ruhten alle Hoffnungen auf der amtierenden UCI Weltmeisterin und UCI Weltcup Gesamtsiegerin, Jolanda Neff (SUI). Das Tempo zu Beginn des Rennens diktierte jedoch die UCI Weltmeisterin von 2016, Annika Langvad (DEN), die sich gleich vor Pauline Ferrand-Prévot (FRA) und Kate Courtney (USA) an die Spitze des Feldes setzte. Langvad dominierte das Rennen zunächst, zog immer weiter von der Konkurrenz weg und erarbeitete sich einen Vorsprung von 13 Sekunden. Zu Beginn der zweiten Runde belegten Langvad, Courtney und Emily Batty (CAN) die Medaillenränge. Neff hingegen war abgeschlagen auf Rang acht.
Die führende Dänin drückte mächtig aufs Tempo und fuhr mit über 30 Sekunden Vorsprung ihr eigenes Rennen, während sich hinter ihr die Amerikanerin und Kanadierin etablieren konnten. Neff kämpfte sich ins Rennen zurück und rückte auf Platz vier vor, der Rückstand zu Edelmetall war jedoch schon beträchtlich. Plötzlich rutschte Langvad mit dem Vorderrad weg und stürzte. Ein Fehler, der sie viel Zeit kostete. Doch trotz blutverschmiertem Arm, fand sie ihren Rhythmus wieder und konnte die verlorene Zeit wiedergutmachen. Im Kampf um Silber war Kate Courtney in der Lage Emily Batty abzuhängen und machte sich auf dem Weg nicht nur Silber zu sichern, sondern auch um Gold ein Wörtchen mitzureden.
Die 22-Jährige wählte im Vergleich zu Langvad immer die technisch anspruchsvollere aber auch schnellere A-Line und begann die Lücke zur Führenden nach und nach zu schließen. Als sie dann in Runde fünf plötzlich die Dänin sehen konnte, deutete sich bereits ein Herzschlagfinale an. Rad and Rad ging es dann in die letzte und entscheidende Runde. Langvad gab alles auf dem ersten Anstieg und distanzierte sich etwas, doch im Motorex Climb passierte ihr ein entscheidender Fehler. Das Hinterrad verlor im Anstieg die Traktion und zwang sie dazu, kurz vom Rad abzusteigen.
Courtney nutze ihre Chance und schoss an der Dänin vorbei, die bis dahin das komplette Rennen in Führung gelegen hatte. Bei Langvad schienen die Kräfte zu schwinden, die Amerikanerin setzte sich auf 12 Sekunden ab. Als sie auf die Zielgerade einbog und unter dem Jubel der Menge realisierte, dass ihr das UCI Regenbogen-Trikot nicht mehr zunehmen war, brachen alle Dämme. Kate Courtney sorgte damit für eine faustdicke Überraschung, holte ihren ersten Sieg im ersten Jahr bei den Elite Women und die erste Goldmedaille für die USA seit 17 Jahren. Silber ging an Annika Langvad, die Kanadierin Emily Batty sicherte sich Bronze.
Kate Courtney (USA)
„Für mich war es ein sehr besonderer Tag heute in meinem Nationaltrikot zu fahren und Teil eines so starken Teams zu sein. Ich habe mich richtig gut gefühlt und im Vorfeld sehr hart hierfür trainiert. Ich wollte heute einfach meinen Renn-Plan umsetzen: mich darauf zu fokussieren, die richtige Pace anzugehen, sauber zu fahren und mein eigenes Rennen zu gestalten. Ich habe zu keinem Zeitpunkt an Resultate gedacht. Plötzlich schaute ich nach oben und kam als erste ins Ziel. Hier über die Linie zu fahren, so viele Amerikanische Fahnen und bekannte Gesichter zu sehen, die alle verheult waren, war eine unglaubliche Erfahrung. Das Rennen heute hat gezeigt, was passieren kann, wenn man konstant fährt und man sich auf sein eigenes Rennen konzentriert. Ich bin Stolz darauf heute die Regenbogenfarben für Team USA gewonnen zu haben.“
Annika Langvad (DEN)
„Ich hatte eine richtig guten Start und entschied mich dafür einfach von Anfang an Vollgas zugeben. Ich habe mich gut gefühlt und bin konstant vorne weggefahren. Dann rutschte mein Vorderreifen weg und ich lag erstmal. Ich habe aber relativ schnell wieder meinen Rhythmus gefunden und einfach alles rausgehauen, was ich konnte. Zum Ende hin hatte ich einfach keine Kraft mehr. Ich bin aber Stolz darüber, dass ich alles gegeben habe. Außerdem bin ich Stolz auf Kate. Es war toll zu sehen, wie sie sich über den Verlauf der Saison entwickelt hat. Sie hat es verdient. Während dem Rennen bin ich im Tunnel gewesen, aber jetzt wo alles vorbei ist, nehme ich wahr, wie viele Fans heute zum Anfeuern gekommen sind. Es ist eine wirklich verrückte Atmosphäre.“
Emily Batty (CAN)
„Abgesehen von den ersten Monaten hatte ich dieses Jahr eine richtig gute Saison. Ich habe in den letzten Monaten in der Höhe trainiert und hoffte darauf hier in der Höhe um die Medaillenränge mitmischen zu können. Annika legte los wie die Feuerwehr, was sehr beeindruckend anzusehen war. Ich möchte am Ende eines Rennens immer sagen können, dass ich Alles gegeben habe. Heute habe ich mein Limit gefunden. Ich bin so froh, dass ich am dritten Rang festhalten konnte. Die Fans waren einfach unglaublich und wenn man auf die Zielgerade einbiegt, sieht man all diese lauten Schweizer Fans. Es war ein wirklich tolles Event und ich bin Stolz darauf für Kanada Bronze geholt zu haben.“
Schurter wehrt sich gegen Kerschbaumer und wird belohnt
Im Rennen der Männer ließ Nino Schurter (SUI) keine Zweifel aufkommen, dass er heute mit aller Macht seinen Weltmeistertitel und die Regenbogenfarben verteidigen wollte. Kraftvoll fuhr er nach dem Startschuss den ersten Anstieg hoch und positionierte sich vom Start weg an die Spitze des Feldes. Anton Cooper (NZL) und Henrique Avancini (BRA) folgten dem amtierenden Olympiasieger und diesjährigen Weltcup-Gesamtsieger in die längste Abfahrt der Strecke. Weiter hinten im Feld befand sich der niederländische Mitfavorit auf den Titel, Mathieu van der Poel, im Getümmel. Nachdem er bereits beim Start aus der zweiten Reihe aufgehalten wurde, fiel er zurück und verlor 30 Sekunden.
Schurter hingegen widmete sich direkt der Aufgabe das Feld in die Länge zu ziehen und erfuhr sich mit ungeheurem Tempo einen Vorsprung von 12 Sekunden, während eine 10-Mann starke Verfolgergruppe versuchte den Anschluss zu halten. Zu Beginn der zweiten Runde gelang es dem zweimaligen UCI U23 World Champion Gerhard Kerschbaumer (ITA) die restlichen Neun etwas abzuschütteln und sogar am ersten Anstieg der Strecke zu Schurter aufzuschließen. Es deutete sich eine Wiederholung des Duells beim UCI Weltcup in Andorra an. Damals hatte Kerschbaumer die Nase vorne. Beide teilten sich rundenlang die Führungsarbeit, während die Spannung bei den Zuschauern stetig weiter anstieg. Würde der Italiener es tatsächlich schaffen, den Schweizer Titel-Traum platzen zu lassen?
In der Zwischenzeit arbeitete sich van der Poel im Feld vor und setzte dazu an, zu den beiden Führenden aufzuschließen. Dank seiner starken aber kraftraubenden Aufholjagd fand sich der Niederländer zum Beginn der vierten Runde auf der dritten Position wieder und schien zunächst die Lücke zu Schurter und Kerschbaumer weiter schließen zu können. Eine Runde später trennten das Trio nur noch 12 Sekunden. Die beiden Führenden hatten jedoch absolut kein Interesse daran, das letzte Renndrittel zu dritt zu bestreiten und drückten nochmal kräftig aufs Gas.
Angespornt durch die Fangesänge, Kuhglocken und Kettensägen der Zuschauer, die nahezu jeden Zentimeter neben der Strecke ausfüllten und mit Stimmung befeuerten, lieferten sich Schurter und Kerschbaumer ein nervenaufreibendes Rennen. Erst in der vorletzten Runde konnte Schurter im Mitas Muddy Climb die vorentscheidende Lücke zum Italiener aufreißen. Kerschbaumer musste federn lassen und Nino Schurter ließ sich auf einer Begeisterungswelle ins Ziel tragen. Das Publikum brachte den Zielbereich zum Kochen und während sich Nino Schurter von seiner Tochter zum siebten Weltmeistertitel seiner Karriere gratulieren ließ, rollte Gerhard Kerschbaumer hochzufrieden mit dem zweiten Rang ins Ziel. Mathieu van der Poel belohnte sich für seine Aufholjagd mit Bronze. Die Top 5 wurde durch Henrique Avancini und Florian Vogel (SUI) komplettiert.
Nino Schurter (SUI)
„Es war einfach ein unbeschreibliches Gefühl bei diesem Event auf heimischen Boden an den Start zu gehen. Ich wohne 25 Minuten von hier, also war es wirklich eine Heimrennen. Die Atmosphäre war unglaublich, die Zuschauer sind ausgerastet und haben mir zugejubelt. Das ist einfach nicht in Worte zu fassen, was hier heute los war. Ich hatte heute nicht die besten Beine und der Druck im Vorfeld war sehr hoch. Ich habe schon fast damit gerechnet, dass es ein Zielsprint mit Gerhard geben würde, aber dann habe ich gesehen, dass er in den technischen Passagen anfing Fehler zu machen und ich konnte mich darauf entscheidend absetzen. Die Stimmung hier war wirklich etwas besonderes. Ich würde schon sagen, dass es die beste Weltmeisterschaft war, die wir im Mountainbiken je hatten.“
Gerhard Kerschbaumer (ITA)
„Es war ein tolles Rennen heute und ich hatte insgesamt ein unglaubliches Jahr. Ich bin im Weltcup dreimal Zweiter geworden und konnte sogar einmal gewinnen. Hier Silber zu holen ist unbeschreiblich. Nino war heute einfach stärker. Naja, Nino ist halt Nino. Als noch zwei Runden zu gehen waren habe ich in den technischen Passagen Zeit verloren und dann hat Nino im Anstieg eine Attacke gestartet, der ich nicht folgen konnte. Es war eine sehr coole Woche hier in der Schweiz und die Stimmung mit den vielen Fans hat es zu etwas noch besonderem gemacht.“
Mathieu van der Poel (NED)
„Ich glaube im Großen und Ganzen habe ich heute ein gutes Rennen gezeigt. Ich glaube ich bin am Start hinter Marotte, der nicht rechtzeitig in die Pedale kam, hängengeblieben. So habe ich viele Positionen verloren. Ich habe aber versucht einfach mein eigenes Tempo zu fahren. Ich bin ein wenig enttäuscht, dass ich es nicht geschafft habe, früher in den Kampf um Gold einzusteigen. Ich hatte immer Verkehr vor mir. Als ich den Anschluss schon fast wieder hatte, haben sie das Tempo nochmal erhöht. Es hat keinen Sinn gemacht auf Biegen und Brechen zu versuchen die Lücke nochmals zu schließen. Ich glaube es war die richtige Entscheidung, mich darauf zu konzentrieren, die Bronzemedaille abzusichern. Es war eine besondere Stimmung heute und ich glaube, dass Nino sich noch sehr lange an diesen Tag erinnern wird. Ich fand es auch super und hatte viel Freude daran hier zu fahren.“
Kommentare
Annika Langvad zündet zu Beginn, Kate Courtney setzt den Schlusspunkt
Für den Gastgeber ruhten alle Hoffnungen auf der amtierenden UCI Weltmeisterin und UCI Weltcup Gesamtsiegerin, Jolanda Neff (SUI). Das Tempo zu Beginn des Rennens diktierte jedoch die UCI Weltmeisterin von 2016, Annika Langvad (DEN), die sich gleich vor Pauline Ferrand-Prévot (FRA) und Kate Courtney (USA) an die Spitze des Feldes setzte. Langvad dominierte das Rennen zunächst, zog immer weiter von der Konkurrenz weg und erarbeitete sich einen Vorsprung von 13 Sekunden. Zu Beginn der zweiten Runde belegten Langvad, Courtney und Emily Batty (CAN) die Medaillenränge. Neff hingegen war abgeschlagen auf Rang acht.
Die führende Dänin drückte mächtig aufs Tempo und fuhr mit über 30 Sekunden Vorsprung ihr eigenes Rennen, während sich hinter ihr die Amerikanerin und Kanadierin etablieren konnten. Neff kämpfte sich ins Rennen zurück und rückte auf Platz vier vor, der Rückstand zu Edelmetall war jedoch schon beträchtlich. Plötzlich rutschte Langvad mit dem Vorderrad weg und stürzte. Ein Fehler, der sie viel Zeit kostete. Doch trotz blutverschmiertem Arm, fand sie ihren Rhythmus wieder und konnte die verlorene Zeit wiedergutmachen. Im Kampf um Silber war Kate Courtney in der Lage Emily Batty abzuhängen und machte sich auf dem Weg nicht nur Silber zu sichern, sondern auch um Gold ein Wörtchen mitzureden.
Die 22-Jährige wählte im Vergleich zu Langvad immer die technisch anspruchsvollere aber auch schnellere A-Line und begann die Lücke zur Führenden nach und nach zu schließen. Als sie dann in Runde fünf plötzlich die Dänin sehen konnte, deutete sich bereits ein Herzschlagfinale an. Rad and Rad ging es dann in die letzte und entscheidende Runde. Langvad gab alles auf dem ersten Anstieg und distanzierte sich etwas, doch im Motorex Climb passierte ihr ein entscheidender Fehler. Das Hinterrad verlor im Anstieg die Traktion und zwang sie dazu, kurz vom Rad abzusteigen.
Courtney nutze ihre Chance und schoss an der Dänin vorbei, die bis dahin das komplette Rennen in Führung gelegen hatte. Bei Langvad schienen die Kräfte zu schwinden, die Amerikanerin setzte sich auf 12 Sekunden ab. Als sie auf die Zielgerade einbog und unter dem Jubel der Menge realisierte, dass ihr das UCI Regenbogen-Trikot nicht mehr zunehmen war, brachen alle Dämme. Kate Courtney sorgte damit für eine faustdicke Überraschung, holte ihren ersten Sieg im ersten Jahr bei den Elite Women und die erste Goldmedaille für die USA seit 17 Jahren. Silber ging an Annika Langvad, die Kanadierin Emily Batty sicherte sich Bronze.
Kate Courtney (USA)
„Für mich war es ein sehr besonderer Tag heute in meinem Nationaltrikot zu fahren und Teil eines so starken Teams zu sein. Ich habe mich richtig gut gefühlt und im Vorfeld sehr hart hierfür trainiert. Ich wollte heute einfach meinen Renn-Plan umsetzen: mich darauf zu fokussieren, die richtige Pace anzugehen, sauber zu fahren und mein eigenes Rennen zu gestalten. Ich habe zu keinem Zeitpunkt an Resultate gedacht. Plötzlich schaute ich nach oben und kam als erste ins Ziel. Hier über die Linie zu fahren, so viele Amerikanische Fahnen und bekannte Gesichter zu sehen, die alle verheult waren, war eine unglaubliche Erfahrung. Das Rennen heute hat gezeigt, was passieren kann, wenn man konstant fährt und man sich auf sein eigenes Rennen konzentriert. Ich bin Stolz darauf heute die Regenbogenfarben für Team USA gewonnen zu haben.“
Annika Langvad (DEN)
„Ich hatte eine richtig guten Start und entschied mich dafür einfach von Anfang an Vollgas zugeben. Ich habe mich gut gefühlt und bin konstant vorne weggefahren. Dann rutschte mein Vorderreifen weg und ich lag erstmal. Ich habe aber relativ schnell wieder meinen Rhythmus gefunden und einfach alles rausgehauen, was ich konnte. Zum Ende hin hatte ich einfach keine Kraft mehr. Ich bin aber Stolz darüber, dass ich alles gegeben habe. Außerdem bin ich Stolz auf Kate. Es war toll zu sehen, wie sie sich über den Verlauf der Saison entwickelt hat. Sie hat es verdient. Während dem Rennen bin ich im Tunnel gewesen, aber jetzt wo alles vorbei ist, nehme ich wahr, wie viele Fans heute zum Anfeuern gekommen sind. Es ist eine wirklich verrückte Atmosphäre.“
Emily Batty (CAN)
„Abgesehen von den ersten Monaten hatte ich dieses Jahr eine richtig gute Saison. Ich habe in den letzten Monaten in der Höhe trainiert und hoffte darauf hier in der Höhe um die Medaillenränge mitmischen zu können. Annika legte los wie die Feuerwehr, was sehr beeindruckend anzusehen war. Ich möchte am Ende eines Rennens immer sagen können, dass ich Alles gegeben habe. Heute habe ich mein Limit gefunden. Ich bin so froh, dass ich am dritten Rang festhalten konnte. Die Fans waren einfach unglaublich und wenn man auf die Zielgerade einbiegt, sieht man all diese lauten Schweizer Fans. Es war ein wirklich tolles Event und ich bin Stolz darauf für Kanada Bronze geholt zu haben.“
Schurter wehrt sich gegen Kerschbaumer und wird belohnt
Im Rennen der Männer ließ Nino Schurter (SUI) keine Zweifel aufkommen, dass er heute mit aller Macht seinen Weltmeistertitel und die Regenbogenfarben verteidigen wollte. Kraftvoll fuhr er nach dem Startschuss den ersten Anstieg hoch und positionierte sich vom Start weg an die Spitze des Feldes. Anton Cooper (NZL) und Henrique Avancini (BRA) folgten dem amtierenden Olympiasieger und diesjährigen Weltcup-Gesamtsieger in die längste Abfahrt der Strecke. Weiter hinten im Feld befand sich der niederländische Mitfavorit auf den Titel, Mathieu van der Poel, im Getümmel. Nachdem er bereits beim Start aus der zweiten Reihe aufgehalten wurde, fiel er zurück und verlor 30 Sekunden.
Schurter hingegen widmete sich direkt der Aufgabe das Feld in die Länge zu ziehen und erfuhr sich mit ungeheurem Tempo einen Vorsprung von 12 Sekunden, während eine 10-Mann starke Verfolgergruppe versuchte den Anschluss zu halten. Zu Beginn der zweiten Runde gelang es dem zweimaligen UCI U23 World Champion Gerhard Kerschbaumer (ITA) die restlichen Neun etwas abzuschütteln und sogar am ersten Anstieg der Strecke zu Schurter aufzuschließen. Es deutete sich eine Wiederholung des Duells beim UCI Weltcup in Andorra an. Damals hatte Kerschbaumer die Nase vorne. Beide teilten sich rundenlang die Führungsarbeit, während die Spannung bei den Zuschauern stetig weiter anstieg. Würde der Italiener es tatsächlich schaffen, den Schweizer Titel-Traum platzen zu lassen?
In der Zwischenzeit arbeitete sich van der Poel im Feld vor und setzte dazu an, zu den beiden Führenden aufzuschließen. Dank seiner starken aber kraftraubenden Aufholjagd fand sich der Niederländer zum Beginn der vierten Runde auf der dritten Position wieder und schien zunächst die Lücke zu Schurter und Kerschbaumer weiter schließen zu können. Eine Runde später trennten das Trio nur noch 12 Sekunden. Die beiden Führenden hatten jedoch absolut kein Interesse daran, das letzte Renndrittel zu dritt zu bestreiten und drückten nochmal kräftig aufs Gas.
Angespornt durch die Fangesänge, Kuhglocken und Kettensägen der Zuschauer, die nahezu jeden Zentimeter neben der Strecke ausfüllten und mit Stimmung befeuerten, lieferten sich Schurter und Kerschbaumer ein nervenaufreibendes Rennen. Erst in der vorletzten Runde konnte Schurter im Mitas Muddy Climb die vorentscheidende Lücke zum Italiener aufreißen. Kerschbaumer musste federn lassen und Nino Schurter ließ sich auf einer Begeisterungswelle ins Ziel tragen. Das Publikum brachte den Zielbereich zum Kochen und während sich Nino Schurter von seiner Tochter zum siebten Weltmeistertitel seiner Karriere gratulieren ließ, rollte Gerhard Kerschbaumer hochzufrieden mit dem zweiten Rang ins Ziel. Mathieu van der Poel belohnte sich für seine Aufholjagd mit Bronze. Die Top 5 wurde durch Henrique Avancini und Florian Vogel (SUI) komplettiert.
Nino Schurter (SUI)
„Es war einfach ein unbeschreibliches Gefühl bei diesem Event auf heimischen Boden an den Start zu gehen. Ich wohne 25 Minuten von hier, also war es wirklich eine Heimrennen. Die Atmosphäre war unglaublich, die Zuschauer sind ausgerastet und haben mir zugejubelt. Das ist einfach nicht in Worte zu fassen, was hier heute los war. Ich hatte heute nicht die besten Beine und der Druck im Vorfeld war sehr hoch. Ich habe schon fast damit gerechnet, dass es ein Zielsprint mit Gerhard geben würde, aber dann habe ich gesehen, dass er in den technischen Passagen anfing Fehler zu machen und ich konnte mich darauf entscheidend absetzen. Die Stimmung hier war wirklich etwas besonderes. Ich würde schon sagen, dass es die beste Weltmeisterschaft war, die wir im Mountainbiken je hatten.“
Gerhard Kerschbaumer (ITA)
„Es war ein tolles Rennen heute und ich hatte insgesamt ein unglaubliches Jahr. Ich bin im Weltcup dreimal Zweiter geworden und konnte sogar einmal gewinnen. Hier Silber zu holen ist unbeschreiblich. Nino war heute einfach stärker. Naja, Nino ist halt Nino. Als noch zwei Runden zu gehen waren habe ich in den technischen Passagen Zeit verloren und dann hat Nino im Anstieg eine Attacke gestartet, der ich nicht folgen konnte. Es war eine sehr coole Woche hier in der Schweiz und die Stimmung mit den vielen Fans hat es zu etwas noch besonderem gemacht.“
Mathieu van der Poel (NED)
„Ich glaube im Großen und Ganzen habe ich heute ein gutes Rennen gezeigt. Ich glaube ich bin am Start hinter Marotte, der nicht rechtzeitig in die Pedale kam, hängengeblieben. So habe ich viele Positionen verloren. Ich habe aber versucht einfach mein eigenes Tempo zu fahren. Ich bin ein wenig enttäuscht, dass ich es nicht geschafft habe, früher in den Kampf um Gold einzusteigen. Ich hatte immer Verkehr vor mir. Als ich den Anschluss schon fast wieder hatte, haben sie das Tempo nochmal erhöht. Es hat keinen Sinn gemacht auf Biegen und Brechen zu versuchen die Lücke nochmals zu schließen. Ich glaube es war die richtige Entscheidung, mich darauf zu konzentrieren, die Bronzemedaille abzusichern. Es war eine besondere Stimmung heute und ich glaube, dass Nino sich noch sehr lange an diesen Tag erinnern wird. Ich fand es auch super und hatte viel Freude daran hier zu fahren.“
Kommentare