Nightrides. Oder: Wer ist hier der Ork?

vor 4 Jahren von Traildevil



«What the Hell!» So heisst unser Blog-Format, in dem wir uns regelmässig mit aktuellen Mountainbike-Themen auseinandersetzen – von Techtalk und Sport, über Lifestyle und Szene-Gossip bis zu Bike-politischen Themen. Diese Woche geht es um den Einfluss von Orks auf uns Menschen. Really? Nein, aber lest selbst und diskutiert mit uns! 

Winter 2041. Seit sich die Orks massiv auf der Erde ausgebreitet haben, hat sich das Leben, wie wir es kannten, von Grund auf verändert. Sie machen Jagd auf uns Menschen. Unsere einstigen Häuser haben wir längst verlassen, aufgegeben, die Dämonen haben sie eingenommen. Wir verstecken uns so gut es geht in den Wäldern, dort, wo sie noch dicht genug sind, um Unterschlupf zu gewähren. Erst im letzten Licht der Dämmerung wagen wir uns nach draussen, um irgendwo etwas Essbares aufzutreiben. Ständig sind wir auf der Hut, bei jedem unerwarteten Geräusch zucken wir zusammen, immer bereit, zu fliehen. Jetzt, im Winter, ist es besonders hart. Aus einem Grund, den wir nicht kennen, tauchen die Orks dann nicht nur am Tag, sondern immer wieder auch in der Dämmerung oder den frühen Nachtstunden in den Wäldern auf. Wir wissen nicht, ob sie uns töten wollen – oder warum sie umherstreifen. Wir wissen nur eins: Wir fürchten sie. Und so verlassen wir unsere Verstecke nur noch sehr kurz inmitten der Nacht. Der Hunger wächst, dazu kommt die Kälte, der Schnee … Wir können nur hoffen, dass wir den Winter überstehen.

(Quietschendes Geräusch eines zurückspulenden Tonbands)

Winter 2021. Auch wenn noch immer das Corona-Virus um sich greift, haben sich keine menschenjagenden Monster ausgebreitet. Aber der erste Schnee ist gefallen, ebenso wie die Temperaturen. Für die Feierabendrunde auf dem Hometrail ist es schon vor dem Feierabend viel zu dunkel. Eigentlich. Schliesslich gibt es strahlkräftige High-End-Lampen, oder ihre kostengünstigen Nachbauten. Und ja, Nightrides machen verdammt viel Spass, blasen das Hirn frei und lassen jeden Anflug von Corona- oder/und Winterblues in kürzester Zeit verpuffen. Wäre da nicht wieder mal – ta-ta-ta-taa! – der imaginäre Zeigefinger, der hoch erhoben vor dem inneren Auge schwebt. Die anklagenden Worte, die in unserem Ohr widerhallen: «DU bist der Ork!» 



O.k., letzteres haben wir vermutlich noch nicht so oft, zumindest nicht in diesem Zusammenhang, gehört. Aber mal ehrlich: Wusstet ihr, dass viele unserer Wildtierarten ihren Lebensrhythmus schon stark verändert und an uns Menschen angepasst haben? Zwar gewöhnen sie sich an vorhandene Wege, «das führt aber vor allem dazu, dass beispielsweise Rehe diese Bereiche tagsüber meiden und ihre Aktivitäten in die Dämmerungsstunden und Nacht verlagern», erklärt Martina Reifler-Bächtiger, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Forschungsgruppe Wildtiermanagement an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschafen. Besonders in hoch frequentierten Naherholungsgebieten. Cruisen wir Mountainbiker (Läufer, Hundehalter …) nun plötzlich auch nachts, dazu stadionhell erleuchtet, am Esstisch von Familie Reh vorbei, bedeutet das für die Tiere vor allem eines: Stress. Ihre Flucht – und in aller Regel werden sie diese ergreifen – kostet sie sehr viel Energie. Gleichzeitig bleibt ihnen noch weniger Zeit, um ungestört die benötigten Kalorien aufzunehmen. Im Winter bietet die Landschaft ohnehin nicht viel Futter, weshalb sie im schlimmsten Fall sogar verhungern. «Je stärker wir bei unseren Outdoor-Aktivitäten in die Nacht eindringen, desto mehr beschneiden wir die Wildtiere in ihrem natürlichen Rhythmus und ihrer Nahrungsaufnahme», sagt Reifler-Bächtiger.

Mal ehrlich: Können wir vor diesem Hintergrund wirklich mit gutem Gewissen vorsätzlich zu einem Nightride aufbrechen? Oder passen wir uns zur Abwechslung mal an und verlagern unsere sportlichen Aktivitäten auf die hellen Stunden am Wochenende? Oder das Bike am Abend auf den Rollentrainer – und lassen die Orks im wilden Kampf auf dem Flachbildschirm an uns vorbeiziehen!

Text: Mirjam Milad



Mirjam Milad, freie Redakteurin, schreibt seit vielen Jahren für unterschiedliche Mountainbike-Medien in Deutschland und der Schweiz. Seit 2020 ist die studierte Forstwissenschaftlerin auch Geschäftsführerin des Mountainbikevereins in Freiburg i. Br. Kommentare

Traildevil

vor 4 Jahren 11/25/2021

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