Biker lassen sich lenken
letztes Jahr von Traildevil

Eine auf dem Höhronen im Kanton Schwyz durchgeführte Studie belegt: Wenn es ein legales Mountainbike-Angebot gibt, so wird dies auch genutzt. Pragmatische Konsenslösungen zwischen Konfliktparteien und die Ausweisung legaler Trails sind mithin der beste Weg wenn es gilt, den Nutzungsdruck von ökologisch fragilen Naturräumen zu nehmen.
Der Hügelzug Höhronen zwischen dem Zürichsee und dem Sihlsee im Kanton Schwyz sah während der Corona-Pandemie eine erhebliche Zunahme von Mountainbike-Aktivitäten. Laut einer Untersuchung des Schweizer Sportobservatoriums ist der Anteil von Mountainbikern an der Schweizer Bevölkerung während der Pandemie um 3 Prozent gewachsen. Vor Ort führte das zu Problemen mit erheblichem Konfliktpotenzial. Tatsächlich wurden nicht nur die vorhandenen Wege deutlich häufiger genutzt. Zusätzlich entstanden auch «wilde Trails» in sensiblen Naturräumen, für die auch Bäume gefällt wurden. «Dieser Zustand war nicht mehr tragbar für Flora und Fauna», sagt der zuständige Förster Pirmin Schuler. Gefährdet sei insbesondere das ohnehin stark bedrohte Auerhuhn gewesen, von dem es in diesem Gebiet eine Population gibt.
Statt auf Konfrontation zu gehen, entschloss man sich jedoch zu einem konstruktiven Weg. Einem Aufruf in den lokalen Medien folgend meldeten sich zahlreiche Mountainbiker und Mountainbikerinnen. Zusammen mit Förstern, Wildhütern und Jägern wurde ein runder Tisch gebildet. Dort einigte man sich schliesslich auf die Schaffung und Ausweisung von vier legalen Trails in diesem räumlich sehr überschaubaren Gebiet. Gleichzeitig wurde ein Monitoring vereinbart, das die Akzeptanz dieser Lösung transparent machen sollte. Dieser pragmatische Ansatz führte vor Ort zu einer erheblichen Verbesserung der Konfliktsituation. «Kompliment und Dankeschön an die Biker! Wir sind sehr überrascht, wie gut es angelaufen ist», meint Förster Schuler gut eineinhalb Jahre nach dem Start.
Das Monitoring wurde durchgeführt von der Forschungsgruppe Umweltplanung der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW). Deren Leiter Martin Wyttenbach sieht den Höhronen als ideales Forschungsobjekt: «Der Höhronen ist für uns ein spannendes Labor, um das Thema zu erforschen. Schliesslich ist das Gebiet relativ klein und räumlich gut abgegrenzt. Zudem lässt sich der Höhronen gut mit anderen Naherholungsgebieten in der Schweiz vergleichen.»
Wyttenbach und sein Team installierten Messgeräte im Wald, werteten Nutzerdaten von Plattformen wie Strava aus und führten Umfragen durch. Das Ergebnis: die Nutzung illegaler Trails durch Mountainbiker kam dank der legalen Trails praktisch zum Erliegen. In absoluten Zahlen wurden im Untersuchungsgebiet 95 Wanderer, 50 Pilzsammler und 4 Jäger, aber nur noch 2 Mountainbiker nachgewiesen. Fazit: «Mit einem guten offiziellen Angebot können wir die Bikerinnen und Biker lenken», sagt Martin Wyttenbach.
Dass dies offenbar kein Einzelfall ist, zeigen vergleichbare Studien, wie etwa eine Untersuchung am Züricher Uetliberg aus dem Jahr 2022. Auch hier kommen die Autoren zu dem Ergebnis, dass die Massnahme einer Ausweisung legaler Bike-Wege auf grosse Akzeptanz stosse, und dass die Konflikte vor Ort zurückgegangen seien.
Das Projekt am Höhronen in Schwyz wird noch weitere zwei Jahre fortgeführt werden. Die bisherigen Ergebnisse sollten aber schon jetzt in vergleichbaren Konfliktfällen als Vorbild herangezogen werden. Kommentare